Der letzte Tag für mich. Morgen geht es zurück nach Deutschland. Mein Kopf ist so leer. Das Bellen der Hunde hallt dennoch nach. Heute Abend um 19 Uhr waren es noch 36 Grad. Die Handys haben sich mehrfach am Tag abgeschaltet, weil es so heiß war.
Heute Morgen war ich in Campina, nachmittags im Sanctuary of Hope. Es was mir sehr wichtig, in allen Sheltern gewesen zu sein (in Baile war ich im April), um eine Übersicht über alles zu haben. Um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die Tag für Tag dort stehen. Um mir anzuschauen und anzuhören, was aktuelle Probleme sind, was aus Ideen und Vereinbarungen geworden ist und wie wir unsere Spenden richtig einsetzen.
Ich denke an so viele Hunde gleichzeitig, an so viele kleine Momente, die sich in dem großen lauten Trubel ergeben haben. Mit jeden Zwinger, den man betrifft, lernt man wieder andere Gesichter kennen. Ich habe mehrere tausend Hunde gesehen, hunderte von ihnen erfasst, gehalten, gestreichelt, Krallen geschnitten, Chips ausgelesen, Zecken gezogen und Zähne geprüft. Auf meinem Handy sind tausende Fotos, meine Kamera hat für Kalender und Co neues Material.
Ich war in 5 Tagen in drei verschiedenen Sheltern, die alle ihr ganz eigene Dynamik haben und mit unterschiedlichen Schwierigkeiten kämpfen. Aus Erfahrung weiß ich, dass der letzte Tag, der letzte Abend immer der ist, wo in meinem Kopf alles kreuz und quer geht, wo ich erschlagen bin von all dem, was hinter mir liegt.
Erschlagen von dem Gefühl, dass ich dieses Land eigentlich so mag, es mich aber schon an den Rand des Ertragbaren bringt. Erschlagen davon, dass unmittelbar vor meinem Hotel Hundekinder überfahren werden und klapprige alte Pferde riesige Karren ziehen und voller Panik mit durch den dreispurigen Kreisverkehr müssen. Direkt vor meinem Hotel. Erschlagen von dem Gefühl, dass wir als Team uns so Mühe machen und die Hunde erfassen, und in der Nacht der Zaun nicht hält und zwei kleine Hunde totgebissen wurden.
Ich weiß aber, dass es ok ist, erschlagen zu sein nach so einer Woche. Es ist ok. Es darf sich so anfühlen. Es muss sich danach nur alles wieder richtig sortieren, der Fokus muss da sein. Irgendwie geht es.
Mit den Menschen, die hier alle links und rechts und hier und da anpacken geht’s. Mit dem Team, das wir in Rumänien haben, geht es. Mit Tierärztinnen wie Catalina, Andreea und Irina. Mit Kollegen wie Mishu, Mihaela und Aniela, auf die so großer Verlass ist, geht es. Mit Menschen wie euch, die unserer Arbeit vertrauen, geht es.
Es geht. Weil wir es zusammen anpacken. Und es jedem erlaubt ist, sich mal erschlagen zu fühlen.
Danke für euren Support. Im Vordergrund und vor allem auch im Hintergrund, denn ihr könnt euch glaub ich gar nicht vorstellen, wie viele Menschen da im Hintergrund rödeln, damit das hier alles so laufen kann.
Ich bin erschlagen. Aber auch sehr dankbar, dass wir diesen Weg alle gemeinsam so weit gegangen sind.
Anna