Warm war es. Mit 11 Frauen konnten wir am 25.08.2023 nach Rumänien fliegen. 6 erfahrene Erfasserinnen und 5 Frauen, die bereit waren, sich erstmalig auf dieses Abenteuer einzulassen.
Leider war ich in der Woche vorher erkrankt und bis einen Tag vor Abflug sah es gar nicht gut aus. Ich sah mich bereits in den ersten Tagen im Hotelzimmer liegen statt im Shelter stehen. Zuhause bleiben kam nicht in Frage. Zum Glück konnte ich mich trotz anhaltender Erkältung auf den Beinen halten und jeden Tag im Shelter mitwirken.
Wir starteten am 25.08. und 26.08.2023 mit 4 Teams im Sanctuary of Hope (privates Shelter Stancesti / SOH von Aniela` s Verein). Wir konnten jeden Kennel besuchen und einen Galerieabgleich machen. Neue, zutrauliche Hunde konnten erfasst werden und bei einigen Junghunden wurde ein Update gemacht. Gerade für neue Erfasserinnen ist es besser, wenn sie zunächst in den kleinen Sheltern mit ein paar hundert Hunden starten können als direkt in Bucov mit knapp 4000 Hunden.
Melanie Kaske war wieder so lieb und hat fast täglich Einsatzberichte mit tollen Fotos geschrieben, die ich hier zum Nachlesen verlinke 👉 Tagesbericht 26.08.2023
Am Sonntag, 27.08.2023, trennten wir uns für einen Tag. 2 Teams bzw. 5 Frauen fuhren nach Campina (städtisches Shelter unter der Leitung unserer Tierschützerin Mihaela). Auch hier schafften wir es zumindest jeden Kennel zu kontrollieren, ob wir neue, zutrauliche Hunde finden, die noch nicht in der Galerie sind. Wir haben knapp 50 neue Welpen erfasst, die ab Ende September ausreisebereit sind. Sie werden daher ab Mitte September in die Galerie kommen. Parallel dazu sind zwei Teams morgens nach Bucov gefahren, wo sie bis ca. 14 Uhr erfassen durften. Sobald alle Sheltermitarbeiter ihre Arbeit beenden, müssen die Volontäre Bucov ebenfalls verlassen, weil es einfach zu gefährlich wird. Feierabend wurde natürlich nicht gemacht, sondern beide Teams fuhren noch einmal ins SOH um die restlichen Kennel zu erfassen.
Abends trafen wir uns dann wieder alle zusammen im Hotel. Wir nutzen zurzeit stets ein Hotel, in dem man abends locker zusammensitzen und seine mitgebrachten Speisen verzehren kann. Dies ist sehr praktisch, da sehr ungezwungen und jede Frau nimmt am Abend teil, wie sie es möchte. Nach einem Sheltertag möchte man ab und an auch einfach etwas Ruhe haben und all dies ist möglich.
Tagesbericht 27.08.2023 von Melanie: Hier klicken!
Am Montag, 28.08.2023 hieß es nun für alle: Shelter Bucov (städtisches Shelter). Wir starteten an allen Tagen um 07.30h und arbeiteten mit wenigen Trink-/Snackpausen bis 17/18h. Oft lagen die Temperaturen um die 37 Grad. Das ist eine enorme Belastung und dennoch haben alle mitgezogen.
Besonders nach den kleineren Sheltern an den Vortagen bemerkt man direkt eine völlig andere Energie in Bucov. Ohne dass man es bewusst macht, wird man vorsichtiger, achtsamer und fühlt sich nicht so unbekümmert sicher wie in den anderen Sheltern. Die Hunde sind alle angespannter. Knapp 4000 Hunde auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche ist sehr energetisch. Läuft dann auf dem Gelände noch ein Hund rum, der da nicht hingehört, geht ein Ruck durch alle Kennel und alle Hunde laufen bellend umher. Auf dem Gelände darf niemand mehr alleine unterwegs sein. Früher sind wir zumindest mal kurz alleine Wasser oder ähnliches holen gegangen, aber aufgrund der Vielzahl der freilaufenden Hunde mindestens zu zweit. Es kam auch zwei Mal vor, dass zwei Frauen in meinem Team mich um Hilfe baten, weil sie nicht in einen Gang gehen konnten, da ein Hund sie daran hinderte. Gab es in der Form früher nicht. Auch ein Grund warum die Stimmung immer angespannter wird und nicht zu unterschätzen ist. Hält man sich an alle Sicherheitsregeln passiert nichts bis auf ggf. mal kleine Kratzer oder man beim Leckerchen geben nicht ausreichend auf seine Finger geachtet hat.
Wir betreten auch nicht alle Kennel. Erfahrene Erfasserinnen können die Hunde am Kennelgitter meist schon gut lesen, ob die Hunde sich aus Unsicherheit aufbauen und direkt verschwunden sind, wenn man den Kennel betritt oder sie es ernst meinen könnten. Haben wir den Eindruck, dass sich in dem Kennel nette, zutrauliche Hunde befinden könnten, aber wir aus Sicherheitsgründen diesen Kennel nicht betreten, bitten wir die Arbeiter den aggressiven Hund zunächst aus dem Kennel zu nehmen. Danach können wir dann ungestört die Hunde in diesem Kennel erfassen.
In Bucov hatten wir nur 3 Teams. Das liegt daran, dass wir in Bucov darauf achten, dass mindestens in einem Team zwei Erfahrene sind. Weil sich mehr Neue gemeldet hatten, habe ich ein neues „Experiment“ gewagt und ein Erfasserteam zu 5 gebildet. In diesem Team waren zwei Erfahrene und drei Neue. Mit nur 3 Teams bei über 600 Kenneln war klar, dass wir eine Kompletterfassung bzw. kompletten Galerieabgleich aller Kennel nicht schaffen können. Als Ziel war festgelegt worden alle Kennel, die betreten werden können, darauf zu prüfen, ob sich darin nette, neue zutrauliche Hunde befinden. Des Weiteren möglichst alle Notfälle zu finden, um sie unseren zwei Tierärztinnen zu melden. Für Updates war leider nicht ausreichend Zeit und wurde daher auf wenige Hunde beschränkt. Unser Ziel wurde erreicht und darüber sind wir sehr froh. Wir konnten einige Hunde in Not finden und melden, so dass sie nun eine Chance auf Hilfe haben. Zum Beispiel TIO, der ohne uns wahrscheinlich bereits tot wäre 👉 Opa TIO
Die Parasitenplage ist leider enorm. Ein Kennelbereich ist voll mit Zecken und ein anderer schattiger Kennelbereich besteht quasi nur aus Flöhen. Es reicht durch den Gang zu gehen und man ist von Kopf bis Fuß mit Flöhen übersät. Wir benötigen hier dringend noch Spenden zur Bekämpfung der Parasiten und freuen uns über jede Unterstützung. 👉 Spendenaktion Zeckenalarm
In dem Bereich haben wir auch besonders viele Notfälle gefunden, z.B. Bernie, der sich aktuell in der Klinik befindet und hoffentlich in wenigen Tagen auf seine PDR Pflegestelle reisen darf 👉 BERNIE
In Bucov wurde in der vergangenen Woche wieder an 3 Tagen kastriert. Da jeden Tag neue Hunde ins Shelter kommen, ist dies extrem wichtig. Auch alle Welpen müssen ab dem 6 Lebensmonat kastriert werden. Dies ist in so einem großen Shelter nicht anders möglich.
Corona hat leider wie in Deutschland zu einer massiven Überfüllung der Shelter geführt. Was sehr erschreckend ist, ist die Masse an Welpen. Früher hatten wir in der Regel unter 100 Hunde, die jünger als 12 Monate sind. Fast alle hatten zumindest die Chance eines Tages das Shelter verlassen zu können. Wir haben in der vergangenen Woche wahrscheinlich über 200 neue Junghunde erfasst. Sie kommen nach und nach je nach Impfstatus in die Galerie. Ob sie je ausreisen können, ist sehr unwahrscheinlich, wo es aktuell bereits über 400 Hunde unter 12 Monate in der Galerie sind. Aus den Jahrgängen 2022 und 2021 sind noch jeweils über 500 Hunde in der Galerie. Nie zu vor war es so eine reine Glückssache jemals eins unserer Shelter lebendig verlassen zu dürfen. Da müssen wir völlig realistisch sein und dennoch setzen wir uns für jeden einzeln an, den wir für vermittelbar halten.
Für alle anderen versuchen wir die Shelter zumindest zu einem Ort zu machen, in dem sie überleben, sofern sie sich ausreichend anpassen können. Hört sich schwer vorstellbar an, aber auch diese Hunde gibt es zahlreich in Bucov. Die sich an das Leben dort gewöhnt haben. Entscheidend dafür ist, dass wir dauerhaft ausreichend Futter für über 5000 Hunde haben. Noch gelingt es uns, aber es ist ein stetiger Kampf um ausreichend Spendengelder. Auch ist es wichtig, dass genügend Hundehütten in den Kennel stehen und die Kennel ein Teildach haben.
Was ein großer Erfolg zu den Vorjahren ist, ist das nun fast überall in Bucov Wasserstellen zu finden sind und die Hunde in der Regel ausreichend Wasser hatten. Früh morgens waren mal Wassernäpfe leer, aber die wurden dann recht schnell gefüllt. Das sah vor wenigen Jahren noch ganz anders aus und Volontäre waren überwiegend mit Wasser schleppen beschäftigt, anstatt zu erfassen. Jetzt waren es eher Einzelfälle und genau so war es auch beim Futter. Hatten wir das Gefühl, dass in manchen Kenneln zu wenig Futter gegeben wird, haben wir dies der Shelterleitung gemeldet. Wir haben über die Jahre einen Weg der konstruktiven, respektvollen Zusammenarbeit gefunden, was auch den Hunden zugutekommt. Werden in den Kenneln Mängel entdeckt, werden sie gemeldet und dann ausgebessert. Bucov – und alle anderen Shelter – werden dauerhaft nicht mit einem deutschen Tierheim zu vergleichen sein, aber sie dürften für viele Hunde eher ein Ort eines möglichen Überlebens bieten als viele andere Shelter. Und dies allein dadurch, dass ihr uns stets mit euren Spenden helft. Könnte PDR dies alles nicht mehr finanzieren, würde die Situation in wenigen Wochen eskalieren und alle Hunde leiden.
So habe ich auch die Zeit genutzt, um mit dem Shelterleiter die weitere Umsetzung unseres Plattenprojekts zu besprechen. In den Sommermonaten war leider Pause, weil viele Arbeiter im Urlaub waren. Die Arbeiter, die da waren, mussten sich um ausreichend Wasser und Futter in den Kenneln kümmern. Wir gehen davon aus, dass die Plattenauslegung ab September fortgeführt werden kann.
Auch haben wir Ideen ausgetauscht, um die Vielzahl der Hunde, die frei auf dem Gelände leben zu verringern bzw. das es zumindest nicht mehr werden. Es handelt sich um ein immer größer werdendes Problem. Die Idee ist mit Schleusen in verschiedenen Shelterbereichen zu arbeiten. Wir werden hier noch in einen weiteren Dialog einsteigen und schauen, wie es sich mit der Zeit umsetzen ließe.
Unser größter Wunsch ist, dass unsere Reise viele Hundegesichter sichtbar werden lässt und sie doch eine Chance auf ein schönes Zuhause bekommen. Auch wenn die deutschen Tierheime mit Problemhunden überfüllt sind, haben wir die Hoffnung, dass sie die vielen netten, kleinen bis mittelgroßen Hunde in unserer Galerie für sich entdecken und ihnen eine Chance bieten. Für diese Hunde gibt es eine große Nachfrage in Deutschland und sie sind nicht das Problem, warum deutsche Tierheim überfüllt sind.
Wer noch mehr lesen möchte, findet viele weitere Informationen und Bilder in den Bucov Tagesberichten von Melanie:
Ich möchte mich bei allen Volontärinnen herzlich bedanken, die auf eigene Kosten die Reise mitgemacht haben. Es hat trotz des Hundeleids wieder viel Spaß gemacht.
Im Hintergrund arbeitete das PDR Team, wodurch es überhaupt möglich wird, dass Hunde mit Namen in die Galerie ziehen und Menschen sich für Hunde bewerben können. Unser deutsches PDR Team besteht zurzeit aus über 100 ehrenamtlichen Personen. Nur weil jede Person mitarbeitet, kann all dies gelingen. Danke, dass ihr alle da seid.
Wer uns über Spenden unterstützen mag, kann das gerne tun:
💸 Per Überweisung:
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(Bitte das Verfahren Geld an Freunde nutzen, damit keine Gebühren anfallen.)
Unsere Hunde findet ihr in unserer Hundegalerie 👉 Hier klicken!
Unter jedem Hund findet ihr einen Link zu einem Patenschaftsantrag, Direktadoptionsbewerbung oder Pflegestellenangebot. Macht mit und helft über 5000 Hunden zu überleben.
Eure Gudrun (2. Vorsitzende PDR)